Inklusive Möglichkeiten im Winterwunderland

Schnee, klirrende Kälte, Nordlichter. Ist dies alles mit einem Kind mit Behinderung überhaupt möglich?
Wir haben es ausprobiert und verraten euch die wichtigsten Tipps und die tollsten Ausflüge.
Die Anreise
Möglichst einfach soll es sein mit Kindern. Ganz besonders, wenn eines davon eine Behinderung hat. Wir sind deshalb mit dem kontiki-Direktflug in gut 3h nach Rovaniemi geflogen und mit dem Mietauto ca. 1.5h weiter nach Luosto. Die Besatzung war vorgängig informiert und sehr hilfsbereit, der Rehabuggy war angemeldet und es hat alles reibungslos geklappt.


Tipp: Im Reiseguide „Besondere Kinder unterwegs – Abenteuer rund um die Welt“ findest du kurze und kompakte Informationen zu allen wichtigen Themen – vor und während eurer Reise. Medikamente, Versicherungen oder medizinischer Notfall und Checklisten zu allen Themen.
Von Rovaniemi nach Luosto in unser Blockhaus
Raus aus dem Flughafen und rein ins Mietauto. Es ist bereits dunkel und obwohl wir uns warm angezogen haben ist es kalt. Also schnell los!
Die Strasse ist schnee- und eisbedeckt, es lässt sich aber wunderbar fahren. Viel Verkehr hat es nicht und nach rund 1.5h kommen wir in Luosto an. Wir holen unsere Schlüssel im kontiki-Büro und fahren nochmals ein paar Minuten aus dem Dorf heraus zu unserem Blockhaus.


Tipp: Solltest du mit einem Kind unterwegs sein, dass nicht selber laufen kann, würden wir wohl eher ein Hotel im Dorfzentrum wählen. Die Blockhäuser liegen an kleinen verschneiten Strässchen und sind nicht barrierefrei (zumindest unseres war es nicht).
Aktivitäten
Wir haben im Vorfeld alle Aktivitäten bei kontiki gebucht und konnten so Fragen bezüglich Barrierefreiheit wo nötig bereits klären. In der mykontiki-App ist das gesamte Reiseprogramm mit allen Zeiten, Treffpunkten und wichtigen Infos zu finden – superpraktisch, um immer pünktlich zu sein 🙂
Rentiersafari
Wir haben uns für die Rentiersafari mit Schneemobil-Transfer entschieden. Erwachsene dürfen selber fahren (Kinder ab 1.40m als Beifahrer), kleinere Kinder oder Kinder mit Behinderungen (inkl. Begleitperson) können im Anhängerschlitten des Guides mitfahren und so warm eingepackt das Gefühl vom Wind im Gesicht und die weiten Schneeflächen geniessen.
Rund eine Stunde waren wir unterwegs bis zur Rentierfarm – natürlich mit einigen kleinen Pausen und Fotostopps. Auf der Rentierfarm hiess es umsteigen in die Rentierschlitten. Nach einer gemütlichen Runde, eingekuschelt in Felle und Decken, wurden die Rentier gefüttert, bevor wir uns dann am Feuer aufwärmen konnten und ganz viele Infos zum Leben der Rentiere erhalten haben.
Alternativ gibt es auch Rentier-Erlebnisse, bei denen der Transfer mit einem Bus oder selbständig mit dem Auto stattfindet.



Tipp: Je nach dem wie viele Gäste im Schlitten mitfahren hat auch ein zusammengeklappter Rehabuggy noch Platz. Der Weg vom Schneemobil zu den Rentierschlitten ist aber nicht weit. Sprich euren Guide an, falls dein Kind nicht laufen kann – so kann er bestimmt noch näher kurz anhalten zum Umsteigen.
Huskysafari
Zur Huskyfarm sind wir mit unserem Auto gefahren. Auch hier gäbe es die Möglichkeit von einem Transfer mit Schneemobilen oder dem Bus.
Vom Parkplatz ist es ein kurzer Spaziergang zu den Hunden, mit geländegängigem Wagen kein Problem.
Die Hunde haben uns schon freudig begrüsst und nach einigen Sicherheitsinfos wurde allen ein Hundeteam zugeteilt. Kinder sitzen vorne im Schlitten, Erwachsene führen diesen.

Tipp: Wenn du das Gefühl hast, dass dein Kind nicht selbständig/alleine vorne sitzen kann, dann frag am Besten im Voraus, ob es gewichtsmässig geht, dass ein älteres Geschwister oder ein Erwachsener mit im Schlitten sitzt.
Spazierwege in und um Luosto
Du findest eine Vielzahl von gut präparierten Spazierwegen rund ums Dorf. Die Wege sind alle mit hartem/festem Schnee bedeckt und gut mit geländegängigem Buggy zu befahren.
Wenn dein Kind selbständig sitzen kann oder einfach zwischendurch eine Pause braucht, ist auch der Tretschlitten super praktisch unterwegs. Quasi ein Stuhl auf Kufen, bei dem jemand vorne sitzen kann und jemand hinten angibt.
Auch Restaurant- undLadeneingänge sind übrigens alle via Rampe zugänglich.


Tipp: Leckere Crèpes und heisse Schoggi gibts in der Aarnikota. Ein kurzer, mehrheitlich ebener Spaziergang vom Dorf führt dich zur Hütte im Wald.
Weitere Aktivitäten
Eine Vielzahl von weiteren Aktivitäten sind möglich in der Region um Luosto. Nicht alle sind natürlich barrierefrei und fordern teilweise doch recht Ausdauer. Bei Fragen oder Unklarheiten kann dich kontiki jederzeit beraten oder beim Veranstalter vor Ort nachfragen.

Eisklettern

Schneeschuhtour

Snowmobil-Tour

Arctic Water Experience
Die richtige Kleidung
Es ist kalt in Lappland – aber mit der richtigen Kleidung musst du nicht frieren!


➡️ Sturmmütze und dicke Kuschelmütze drüber schützen Kopf und auch Ohren/Wangen.
➡️ Halssocke und warmer Schal verhindern, dass der Wind am Hals reinzieht.
➡️ Der Gamechanger: dünne Fingerhandschuhe mit Handydaumen (ich musste ja 1001 Foto machen) und dicke Faushandschuhe drüber.
➡️ Skiunterwäsche und dicker Pulli unter dem Skianzug. Bei sehr tiefen Temperaturen oder bei Kindern, die sich nicht (viel) bewegen, empfiehlt sich zusätzlich eine Fleecehose.
➡️ Alpaka-Socken – nichts ist schlimmer als kalte Füsse!!
Geheimtipp für mehrheitlich sitzende Kinder oder Ausflüge ohne viel Bewegung (zB Snowmobil-Tour): Wärmesohlen in die Schuhe!


Last but not least: die Nordlichter
Tanzende Nordlichter hoch über dem Kopf – mein Traum!
Bereits für den zweiten Abend versprach der Nordlichtalarm von kontiki hohe Aktivität und gute Sicht. Die warmen Kleider lagen also bereit und wir haben gespannt gewartet, bis ein erstes SMS schwache Polarlichter meldete. Schnell angezogen, Handy geschnappt und raus an die Kälte. Erste grüne Schlieren haben uns bereits vor dem Blockhaus empfangen. Nach einer Weile wurden die magischen Lichter stärker, tanzten über den Himmel und erschienen in immer wieder wechselnden Formen. Wunderschön!
Dank klarem Wetter durften wir dem Schauspiel noch mehr als einmal zuschauen – und waren immer wieder von Neuem fasziniert!


Unser Fazit
Lappland ist das Winderwunderland, so wie man es sich vorstellt. Mit der richtigen Vorbereitung und Ausrüstung und ohne den Anspruch alles machen zu müssen/wollen und den ganzen Tag draussen zu sein, ist dieses Wintermärchen auch absolut machbar mit einem Kind mit Behinderung. Es ist kalt und wer nicht in Bewegung ist friert rasch(er) – regelmässiges Aufwärmen am Feuer ist aber bei vielen Aktivitäten möglich.
Stefanie, Mama von 2 Kinder – eins davon mit geistiger und körperlicher Behinderung
Hinweis: Die Reise wurde in Kooperation mit kontiki Reisen geplant und organisiert, herzlichen Dank dafür. Dieser Bericht ist davon aber komplett unabhängig und entspricht unserer persönlichen Meinung.